KAÖ-Vizepräsidentin an Väter: "Kinderzeit nicht nehmen lassen!"
"Väter, lasst Euch die Kinderzeit nicht nehmen!" Diesen Appell hat Katharina Renner, Vizepräsidentin der Katholischen Aktion Österreich (KAÖ), in einer Aussendung im Vorfeld des Vatertages (12. Juni) an männliche Elternteile gerichtet. Oft stünden wirtschaftliche Erwägungen und Zwänge dem Vorhaben entgegen, eine ausgewogene Aufgabenteilung in Familien umzusetzen. "Ich würde mir wünschen, dass Väter für Ihr Recht kämpfen, mit ihren Kindern genauso viel Zeit zu verbringen wie die Mütter", zitierte die KAÖ-Aussendung am Mittwoch ein Interview mit Renner im aktuellen Magazin "Ypsilon" der Katholischen Männerbewegung. "Es ist eine Ungerechtigkeit, dass sie das nicht können."
Bei der Frage, wie sich Mann und Frau Familien-Aufgaben wie Erwerbsarbeit, Care-Arbeit und Erziehung aufteilen, habe sich einiges zum Positiven verändert: Das allgemeine Bewusstsein für die Problematik sei gewachsen, ebenso die Bereitschaft vieler Männer, die Väterkarenz zu nutzen. Die KAÖ-Vizepräsidentin, selbst Mutter von vier Kindern, weiß aus eigener Erfahrung, wo der Knackpunkt liegt: beim Geld. "Wer mehr verdient, ist sozusagen zur Erwerbsarbeit gezwungen und muss das Familienleben hintanstellen", wies Renner hin. Eine Gesellschaft, "die alles in Geld bewertet", belohne diese Dynamik noch mit Anerkennung.
Renner, studierte Theologin und Soziologin und aktuell bei der Wiener Caritas im Bereich Pfarr- und Regionalbetreuung tätig, gab in dem Interview Einblicke in ihre eigene Familiensituation: Bei der Geburt des ersten Sohnes hätten sie und ihr Mann noch studiert und sich - nach beiderseitigem Wunsch - die Care-Arbeit aufgeteilt. Als sich ihr Mann nach seinem früheren Studienabschluss beruflich etablierte und weitere Kinder kamen, sei die Familie auf sein Einkommen angewiesen gewesen. Katharina Renner leistet derzeit 30 Stunden Erwerbsarbeit, ihr Mann doppelt so viel - vorübergehend, wie die KAÖ-Vizepräsidentin sagte. Beide Eltern wünschten sich mehr Ausgewogenheit und Freiräume für ehrenamtliches Engagement und Care-Arbeit.
Für viele in der Gesellschaft stellten sich Fragen wie: Kann sich die Familie einen guten Lebensstandard leisten? Was kann sie den Kindern ermöglichen? Und geht sich ein Urlaub auch noch aus? Das ist laut Renner eine Frage des Geldes. "Daran entscheiden sich auch die Spielräume für Mütter und Väter." Der Einsatz für mehr Geschlechtergerechtigkeit und eine Veränderung der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Strukturen lohne sich, betonte Renner: "Die Zeit mit den Kindern kommt nie wieder. Mir fällt auch nichts ein, was Männer im Umgang mit den Kindern nicht können - außer die Sache mit der Geburt und dem Stillen."
Themenschwerpunkt Großväter
Das neue Heft des Männermagazins "ypsilon" widmet sich im Blick auf den bevorstehenden Vatertag den Großvätern. Fachleute schildern darin, wie eine Großvater-Enkel-Beziehung gelingen kann. Es geht auch um Wertekonflikte zwischen Eltern und Großeltern etwa in Bezug auf praktizierten Glauben: Wenn ein Kind die Liebe seines Großvaters spüre, "kann es diese Erfahrung auch auf Gott übertragen, ohne darüber reden zu müssen", heißt es im Heft. Weiters enthalten sind Tipps für "enkelgerechte" Ausflugsziele in Österreich.
Das "ypsilon"-Magazin ist in den Diözesanstellen der Katholischen Männerbewegung erhältlich und online hier abrufbar.