Das „Herz von Jabulani“ schlägt nicht mehr
Sr. Marco Gneis, Gründerin und Leiterin des Selbsthilfezentrums „Jabulani“ für Frauen und Kinder aus den Townships rund um Marianhill in Südafrika, ist 81-jährig verstorben. Die Ordensfrau wurde als Elfriede Gneis in Rattersdorf im Burgenland geboren und trat in Vorarlberg in den Orden der "Schwestern vom Kostbaren Blut" - besser bekannt als "Wernberger Schwestern" - ein. 1969 kam sie nach Marianhill, 40 Kilometer von der Großmetropole Durban in der Provinz Natal entfernt, wo sie im St. Mary’s Hospital eine Ausbildung zur Krankenschwester und Hebamme machte. Mit ihren Mitschwestern engagierte sie sich sozial-karitativ und seelsorglich.
1988 – noch während des Apartheid-Regimes - gründete Sr. Marco ein Selbsthilfezentrum, dem sie den Namen „Jabulani“ gab, was in der Landessprache „Sei fröhlich! / Sei glücklich!“ heißt. In dem Zentrum werden Mütter, die auf dem Arbeitsmarkt keine Chance haben, und Großmütter, die ihre Enkelkinder versorgen müssen, weil die Mütter verstorben sind, in verschiedenen Handfertigkeiten unterwiesen. Mit Weben, Nähen, Kerzengießen und Backen können sie Geld für ihren Lebensunterhalt selbst verdienen, nach dem Leitsatz „Arbeit statt Almosen“. Rund 150 Frauen arbeiten im "Jabulani". Mit ihren Tätigkeiten verdienen sie einen wöchentlichen Lohn und erhalten zwei Mahlzeiten täglich.
Auch einen Kindergarten und eine Schule gibt es im Zentrum. Es bietet ca. 200 Schulkindern eine Mahlzeit, Nachmittags- und Freizeitbetreuung und unterstützt die ärmsten Familien mit Schuluniformen und Schulgeld. Am Morgen erhalten alle Frauen des Ortes mit ihren Kindern ein kleines Frühstück.
Unterstützt wurde das Hilfsprojekt durch Spenden auch aus Österreich, von der entwicklungspolitischen Aktion „Sei so frei / Bruder und Schwester in Not“ der Katholischen Männerbewegung (KMB). 2009 wurde Schwester Marco für ihre Arbeit mit dem Romero-Preis ausgezeichnet. Der mit 10.000 Euro dotierte Preis wird von der KMB in Erinnerung an den ermordeten Erzbischof von San Salvador, Oscar Arnulfo Romero, jährlich verliehen, an Personen, die sich in besonderer Weise für Gerechtigkeit, Menschenrechte und Entwicklung in Ländern des "Südens" einsetzen.
„Gemeinschaft und Gebet können Unmögliches möglich machen“, sagte Sr. Marco einmal in einem Interview. Eine Frau aus dem „Jabulani“-Zentrum dankte der Ordensfrau mit den Worten: „Schwester Marco hat aus mir einen glücklichen Menschen und eine bessere Mutter gemacht.“ Auf der Website www.jabulani-centre.com steht über sie zu lesen: „Sie ist das Herz von Jabulani und wird oft liebevoll als Mutter der Jabulani Familie bezeichnet.“
Johann Artner, Vorstandsmitglied der KMB der Diözese Eisenstadt, würdigte in einem Nachruf das Lebenswerk von Sr. Marco: „Jabulani – Sei fröhlich! war ihr Lebensmotto, und sie hat aus der Kraft des Glaubens und entsprechend diesem Lebensmotto vielen Menschen Chancen und Hoffnung gegeben. Wir werden die Erinnerung an ihr vorbildhaftes Wirken hochhalten.“
(jp/27.4.2023)